Solo für den Tod - Kriminalroman by Lars Rambe

Autor:Lars Rambe [Rambe, Lars]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-27T22:00:00+00:00

Kapitel 29

Freitag, den 30. Juni 2006, um 09:49

Maria Carlson saß mit Ingvar Lundmark in ihrem Büro. Sie sahen beide niedergeschlagen und abgekämpft aus. Bei der gestrigen Operation war so gut wie alles schiefgelaufen. Zudem hatten sie auch noch eine Kollegin verloren. Von Boel Sjöquist fehlte jede Spur, aller Voraussicht nach war sie von den Tätern entführt, im schlimmsten Fall ermordet worden.

Fritte Fredriksen hatte seinem Vorgesetzten gegenüber Bericht erstattet: wie das Fluchtauto ihn mit dem unerwarteten Manöver überrascht und er die Kontrolle über sein Motorrad verloren hatte. Boel war cleverer gewesen, zumindest in Bezug auf ihren Fahrstil. Die gesamte Staffel war auf die Suche nach ihr gegangen, aber sie hatten außer ihrem gestürzten Fahrzeug nichts finden können. Die Reifenspuren im Waldboden hatten belegt, dass sich dort ein Wagen um 180 Grad gedreht hatte, es handelte sich um das ursprüngliche Fluchtauto, den Porsche Cayenne, den sie verfolgt hatten. Sie hatten die Suche fortgesetzt und auch Unterstützung von der Helikopterstaffel erhalten, aber von den Tätern und von Boel fehlte nach wie vor jede Spur. Sie würden mit der Suche fortfahren und hatten schon Verstärkung angefordert. Weder Maria noch Ingvar hatten große Hoffnungen auf Erfolg. Die Täter konnten in der Zwischenzeit überallhin geflohen sein.

Maria war allerdings der Ansicht, dass sie sich noch in der Gegend aufhielten. Sie konnte weder einen Beweis noch wirklich überzeugende Argumente dafür anführen, es war nicht mehr als ein Bauchgefühl. Aus diesem Grund aber war sie für jede weitere Stunde dankbar, die das nationale Einsatzkommando und die Helikopterstaffel zur Verfügung standen.

Und unter Umständen würde ihnen die Bevölkerung behilflich sein können, zumindest klangen die Überschriften der Zeitungen sensationell genug. Es herrschte das alljährliche Sommerloch und alle stürzten sich auf diese Neuigkeit und füllten Seiten um Seiten damit. Jeder Artikel und jedes Foto spekulativer als die vorangegangenen.

Eine Aufnahme von Boel war in der ›Eskilstunaposten‹ auf eine ganze Seite aufgeblasen und hatte vermutlich schon längst den Weg in eine der überregionalen Tageszeitungen geschafft.

»ENTFÜHRT, VIELLEICHT ERMORDET?«, stand unter dem Foto.

Ingvar sah erschöpft aus und müde. Alt. Maria wusste, wie es ihm ging, er fühlte sich verantwortlich für Boel. Wie hatten sie das nur zulassen können? Diese Frage hing unausgesprochen im Raum.

»Was unternehmen wir als Nächstes?«

»Operation Haustür-Befragung, nehme ich an. Oder was schlägst du vor?«

Er nickte und stand auf.

»So machen wir es. Ich rufe meine Leute zusammen.«

Alles war besser, als tatenlos herumzusitzen und zu diskutieren. Müde hob er die Hand zum Abschied.

»Melde dich, wenn du etwas Neues hörst.«

»Selbstverständlich, darauf kannst du dich verlassen. Ich fahre zur Bank und rede mit dem Direktor. Wenn wir Glück haben, weiß er etwas, was uns weiterbringt. Wenn wirklich einer von denen Insiderwissen verkauft hat, eröffnet das vollkommen neue Perspektiven. Aber in jedem Fall werde ich eine Pressekonferenz einberufen, wenn ich zurück bin. Das ist die einzige Möglichkeit, um von den Reportern in Frieden gelassen zu werden.«

Sie sah ihm hinterher. Da er sein Motorrad im Keller stehen hatte und die andere Ausfahrt nehmen würde, könnte er dieses Mal den hungrigen Journalisten vor dem Haupteingang entgehen. Sie hätte ihm so gerne Trost gespendet, aber sie hatte selbst kaum Hoffnung.

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